Dresdner Streifälle
Die städtebauliche Entwicklung von Dresden ist das am stärksten
umstrittene Thema der Stadt. Seit in den 1990er Jahren die Schließung
der großen inner- städtischen Freiflächen begann, stehen sich mindestens
drei Lager gegenüber: Verfechter einer originalgetreuen Rekonstruktion
zerstörter historischer Gebäude, Befürworter einer Annäherung an
historische Vorbilder und Anhänger einer Neugestaltung mit
zeitgenössischer Architektur. Für alle drei Konzepte gibt es Beispiele
im zentralen Bereich der Stadt: die Frauenkirche, den Neumarkt, die
Synagoge. Darum herum stehen ungeliebt und unvermeidlich Geschäftshäuser
in Investorenarchitektur. Und auch die Leitgebäude des sozialistischen
Dresdens haben längst ihre Verächter und Verehrer gefunden. Schließlich
scheiden sich die Geister seit Jahren an den großen Verkehrs- projekten.
Gehören sie notwendig zu einer mobilen Gesellschaft oder zerstören sie
die Dresdner Kulturlandschaft? Im Hintergrund der Debatten wird das
Selbstbild der Stadt und ihrer Bürgerschaft verhandelt. Trotz mancher
Polemik geht es darum, die Verantwortung der Gegenwart für das
kulturelle Erbe der Stadt Dresden und für dessen zeitgemäße
Weiterentwicklung zu bestimmen.